Um zu verstehen warum es zu einer Erhöhung der Körpertemperatur kommen kann müßen wir wissen was unser Immunsystem bei der Abwehr von Krankheitserregern tut. Erst darüber können wir die Frage beantworten ob Fieber ein Fluch oder ein Segen ist.
Unser Organismus kann durch Bakterien, Viren, Protozoen, Parasiten und Pilze ` angegriffen` werden. Es findet also eine Infektion mit diesen Krankheitserregern statt und diese wird dann von unserem Immusystem angegangen.
Nun gibt es bei einer Infektion 3 Möglichkeiten, wie es dazu kommt, daß der Körper eine erhöhte Körpertemperatur erzeugt:
- vom körpereigenen Immunsystem abgegebene Botenstoffe
- Stoffe, welche von Bakterien abgegeben werden
- Zerfallsprodukte von zerstörten Bakterien, Mikroorganismen oder Viren
Diese Pyrogene (fiebererzeugende Stoffe) können zu einer Änderung im Temperaturzentrum im Gehirn führen. Genauer gesagt kann es zu einer Erhöhnung unserer Körpertemperatur führen, wenn unser Immunsystem eine Infektion angeht (genaueres siehe unter Fieber).
Warum lässt der Körper eine Erhöhung der Körpertemperatur zu?
Von Vielen wird fälschlich der Rückschluß gezogen, daß Fieber ein nur durch die Erreger erzeugtes Geschehen im Organismus ist (wobei dies natürlich z.T. richtig ist, da ja Zerfallsprodukte oder von Bakterien sezerniert Stoffe das Fieber verursachen können).
Jedoch ist unser Immunsystem selber in der Lage ein Fieber zu erzeugen, wodurch verständlich wird, daß es einen Vorteil für uns haben muß, wenn die Körpertemperatur erhöht wird. Und genau dies trifft zu, denn Fieber ist ein Hilfsmittel für UNSER Immunsystems und nicht ein Hilfsmittel der Erreger.
Eine erhöhte Temperatur schwächt die meisten Erreger, da diese die höheren Temperaturen nicht gut vertragen. Dagegen können die Zellen unseres Immunsystems unter der erhöhten Temperatur ungestört weiter arbeiten und so die eingedrungenen Erreger noch effektiver bekämpfen, da ihnen die erhöhte Körpertemperatur nicht zu schaffen macht.
Dies ist sehr wichtig zu verstehen. Fieber HILFT unserem körpereigenen Immunsystem die eingedrungenen Krankheitserreger zu besiegen, da diese durch die erhöhte Körpertemperatur geschwächt werden.
Wie gut ist es, wenn das Fieber künstlich gesenkt wird?
Unterdrücken wir Fieber behindern wir unser Immunsystem.
Studien (1) haben auch nachgewiesen, daß bei schweren Infektionen, wenn das Fieber durch Medikamente künstlich erniedrigt wird entweder der Infekt länger dauert oder die Anzahl der schweren Verläufe ansteigen.
Körpereiweiß denaturiert bei 42°C
Bei 42 °C denaturiert unser Körpereiweiß und wir sterben. Ist das richtig?
Wichtig zu wissen ist, daß es nur sehr wenige Infektionserkrankungen gibt, welche überhaupt in der Lage sind ein Fieber dieser Höhe zu erzeugen.
Genau genommen denaturiert Eiweiß auch erst ab 42,6 °C.
Wenn man dann auch bedenkt, daß bei bestimmten Krankheiten eine Behandlung in Form einer künstlich erzeugten Hyperthermie durchgeführt wird, wo die Körpertemperatur auf zw. 40 bis ca. 44 °C für eine bestimmte Zeit erhöht wird und die körpereigenen Zellen, bzw. das Eiweiß, nicht denaturiert (gerinnt) wird klar, daß dies nicht so schnell geschieht.
"Gebt mir die Macht Fieber zu erzeugen und ich heile jede Krankheit."
(Parmenides, griechischer Arzt und Philosoph, ca. 540 - 480 v. Chr.)
Kann es durch Fieber zu gefährlichen Situationen kommen?
Ja, dies ist natürlich möglich. Da die Erhöhung der Körpertemperatur durch eine erhebliche Beschleunigung des Stoffwechsels und damit der Körperfunktionen verbunden ist, kann bei Patienten, für die eine solche Belastung vom Organismus nicht mehr möglich ist (z.B. bei Herzerkrankungen) gefährlich werden. Aber bei sonst gesunden Menschen ist dies i.d.R. nicht der Fall.
Wir müßen um das Fieber richtig beurteilen zu können dieses immer im Kontext mit dem restlichen Befinden betrachten, u.a.
- Wie lange besteht es schon?
- Wie ist der Allgemeinzustand?
- Liegen begleitend Durchfall oder Erbrechen vor?
- Liegt eine Dehydrierung (Austrocknung) vor?
- Gibt es begleitend Zeichen einer schweren Erkrankung?
- Ist der Erkrankte ansprechbar?
Somit ist i.d.R. nicht die Höhe des Fiebers maßgeblich für die Beurteilung der Schwere der Erkrankung sondern der in diesem Zusammenhang bestehende Allgemeinzustand.
(1) Studie von Gavin Barlow am Hull and East Yorkshire Hospitals NHS Trust, Veröffentlicht: 2010 im British Medical Journal
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