Eine neue Studie zeigt, daß umso höher die Bisphenol A-Konzentration während der Schwangerschaft im Körper der Mutter war, desto dicker waren die Kinder im 7. Lebensjahr.
Bisphenol A
Bisphenol A (BPA) ist eine Chemikalie welche heutzutage in unserer industriellen Welt überall zu finden ist. Es wird u.a. bei der Herstellung von Plastikverpackungen, Konservendosen und auch zur Beschichtung von Kassenzetteln (Thermopapier) verwendet.
Es steht im Verdacht ein Hormongift zu sein, d.h. es ähnelt in der Struktur Hormonen (z.B. Östrogen) und kann somit den Hormonhaushalt und deren Funktionen im Körper beeinflussen. Dazu sind keine hohen Werte nötig. Auch schon geringe Mengen haben diesen Effekt.
Über den direkten Kontakt der Lebensmittel mit BPA-haltigen Verpackungen kann BPA durch die Lebensmittel aufgenommen werden. Genauso kann bei Hautkontakt mit Kassenzetteln aus Thermopapier BPA in den Körper übergehen.
Zeitpunkt der Aufnahme entscheidet mit
Dass die BPA-Konzentration der Schwangeren Auswirkungen auf ein erhöhtes Körpergewicht der Kinder hat zeigt eine Studie (1) an 369 Müttern und deren Kindern aus New York. Hierbei wurde über einen Urintest der Schwangeren im letzten Schwangerschaftsdrittel und einen Urintest der Kinder zw. dem 3. und 5. Lebenjahr die BPA-Konzentration ermittelt. Desweiteren wurden bei den Kindern im Alter von 5 und 7 Jahren die Größe, Gewicht und Fettmasse erhoben. Dabei zeigte sich, daß Mädchen von der Erhöhung des Fettmassenindex (Körperfettmasse im Verhältnis zur Körpergröße) durch BPA besonders betroffen waren.
Weiter ist sehr interessant, daß die nach der Geburt anfallende BPA-Konzentration keinen Einfluß auf das Körpergewicht bei Kindern haben soll.
Der Rückschluß der Forscher lautet: "Die vorgeburtliche Exposition mit BPA könnte ein Grund dafür sein, daß immer mehr Kinder schon in jungen Jahren mit Übergewicht zu kämpfen haben."
Weitere mögliche Folgen
Bisphenol A steht auch im Verdacht (2) für
- Entwicklungsstörungen
- neurologische Schäden
- ein schwaches Immunsystem
- erhöhtes Krebsrisiko (speziell bei Brustkrebs)
- Verhaltensauffälligkeiten
- Unfruchtbarkeit bei Männern
- Übergewicht
- Diabetes mellitus
- Herz-Kreislauf-Probleme
- irreversible und nachhaltige Schädigung des Zahnschmelzes
- Frühreife
mit verantwortlich zu sein.
Geht es auch ohne Bisphenol A?
Ja, dies ginge auch.
In Japan bieten die Lebensmittelkonzerne seit ca. 20 Jahren BPA-freie Lebensmittelkonserven.
In der EU dürfen seit 2011 keine Babytrinkflaschen aus BPA-haltigem Kunststoff verkauft werden. Frankreich hat ab 2015 sogar ein Verbot zur Verwendung von BPA erlassen.
Ein solches generelles BPA-Verbot ist aber in Deutschland noch nicht in Sicht.
In den USA empfiehlt sogar die US-Gesundheitsbehörde seit 2010 BPA-freie Konserven.
Jedoch wird diese Empfehlung von der Industrie bisher nicht umgesetzt.
Welcher Mechanismus könnte für die Gewichtszunahme ursächlich sein?
Eine weitere Studie (3) brachte Hinweise darauf, daß durch die erhöhte Zufuhr von BPA bei Schwangeren, genauer gesagt beim Fetus, ein bestimmtes Areal im Gehirn verändert wird. Hierbei handelt es sich um den Teil des Gehirns welcher für das Sättigungsgefühl beim Essen zuständig ist. Dadurch bleibt das Sättigungsgefühl aus oder tritt verspätet ein. Dies zeigen zumindest Tierversuche an Mäusen.
Bei unbelasteten Kindern, bzw. Erwachsenen, wird dagegen, wenn ausreichend Nahrung aufgenommen wurde, ein Hormon (Leptin) ausgeschüttet, welches im Gehirn (Hypothalamus) das Sättigungsgefühl auslöst. Dadurch wird verhindert, daß man zu viel isst.
In dem Tierversuch wurde trächtigen Mäusen über die Nahrung BPA zugeführt. Sogar nur in der Menge wie es von den Behörden als unbedenklich eingestuft wird.
Nach der Geburt wurde an den Mäusebabys die Reaktion des Sättigungshormons Leptin am Gehirn getestet. Dabei kam heraus, daß deren Sättigungszentrum im Gehirn kaum auf eingespritztes Leptin reagierte und diese auch weniger Gewicht dadurch verloren als BPA-unbelastete Mäusebabys.
Desweiteren wurde vom Studienleiter Alfonso Abizaid vom Carleton University in Ottawa, Kanada, festgestellt, daß bei Mäusefeten, welche BPA ausgesetzt waren, sich die Neurobiologie (Aufbau und Funktionsweise des Nervensystems) dauerhaft verändert, wodurch diese auch als erwachsene Tiere dick bleiben.
Direkt lassen sich diese Studienergebnisse nicht auf den Menschen übertragen, aber es könnte erklären wie Bisphenol A zu Übergewicht führen kann.
(1) Quelle: Bisphenol A and Adiposity in an Inner-City Birth Cohort (Environ Health Perspect, 2016)
(2) Quelle: Bisphenol A: Leise bröckelt der Schmelz (1.Juli.2013, doccheck.com)
(3) Quelle: Perinatal Exposure to Low-Dose Bisphenol-A (BPA) Disrupts the Structural and Functional Development of the Hypothalamic Feeding Circuitry (Endocrinology en. 2016-1718)
Darauf zugegriffen am 02.03.17
Bildquelle: Pixabay