Gerade die Art der Studien, welche für den Beweis der Wirksamkeit der Homöopathie angewendet werden, sind oft der eigentliche Kern des Problems der Nachweisbarkeit.
Homöopathische Arzneimittel, wirksam oder nicht?
Seit über 200 Jahren begeben sich Patienten mit allen Arten von Krankheiten oder psychischen Störungen in homöopathische Behandlung.
Jedoch wird seit dieser Zeit auch die Wirkung und Wirkweise der Homöopathie immer mal wieder, mehr oder weniger, angezweifelt.
Homöopathische Arzneimittel werden über drei miteinander untrennbar verknüpfte Schritte hergestellt:
- der Verreibung
- der Verdünnung
- der Verschüttelung
Dies sind 3 Schritte die zusammengehören und jeder davon ist untrennbar mit der Herstellung und der späteren Wirksamkeit von homöopathischen Arzneimitteln verbunden.
Jedoch wurde und wird die unglaublich starke Verdünnung der homöopathischen Arzneimittel bei der Herstellung herangezogen, um deren Wirkungslosigkeit zu betonen. Die beiden wichtigen weiteren Schritte bei der Herstellung von homöopathischen Arzneimitteln werden dagegen gar nicht erwähnt.
Verständlicherweise wird gefordert, daß handfeste und überprüfbare Beweise für
- die Wirkung (Behandlungserfolg) und
- die Wirkweise (Wirkmechanismus im Organismus)
homöopathischer Arzneimittel, bzw. der homöopathischen Behandlung, vorgelegt werden sollen.
Der Wirkmechanismus konnte bis heute nicht eindeutig verstanden und somit bewiesen werden. Es gibt aber vielversprechende Ansätze eines Verständnisses, wie z.B. Biophotonenlehre (1) (2), Nachweis spezifischer Spektren von Potenzen durch Magnetresonanz (3), Hormesis-Forschung (4).
Die Wirksamkeit (der von den Patienten erlebte oder eben nicht erlebte Behandlungserfolg) kann dagegen sehr wohl überprüft werden.
Deshalb wurde dies natürlich zum Zankapfel. Denn es macht einen großen Unterschied bei der Beurteilung einer homöopathischen Behandlung, welche Studie in welcher Form durchgeführt und anerkannt wird.
Äpfel mit Birnen vergleichen
Vehement wird darauf bestanden für den Nachweis der Wirkung einer homöopathischen Behandlung Studienformen zu verwenden, welche zur Überprüfung der Wirkungen schulmedizinischer Behandlungen, bzw. Medikamente genommen werden.
Diese sind aber für den Nachweis der Wirkung einer homöopathischen Behandlung nicht passend, da hier ein anderer Wirkmechanismus zugrunde liegt. Die Homöopathie wirkt individuell auf den einzelnen Patienten, bzw. dessen Krankheit. Das bedeutet, man muß bei einer homöopathischen Behandlung ein homöopathisches Arzneimittel herausarbeiten und den Patienten einnehmen lassen, welches für ihn, bzw. seine Krankheit (damit ist nicht der Krankheitsname gemeint) passend ist. D.h. in der Homöopathie wird nicht in einem starren Schema bei Krankheit A Medikament B gegeben, sondern das Medikament richtet sich nach dem Ausdruck der Krankheit bei jedem einzelnen Kranken (und diese unterscheidet sich in bestimmten Punkten, je nach Reaktionsfähigkeit des Patienten).
In der Schulmedizin dagegen stehen bei Krankheit A die Medikamente A, B oder C zur Verfügung. Diese werden dann dafür verabreicht, unabhängig davon wie sich die Krankheit individuell bei dem Patienten darstellt. Da die Medikamente mehr "lokal" und chemisch (stofflich verändernd) auf das erkrankte Organ wirken, können diese Reaktionen im Organ durch diese Art der Studien gut belegt werden.
Welche Studie darf´s denn nun sein?
Es gibt, wie man sich bestimmt denken kann, nicht DIE Studie.
Zu Beginn einer Forschung wird festgelegt wie und in welchem Rahmen geforscht werden soll.
In Bezug auf Forschungen im medizinischen und alternativmedizinischen Bereich werden verschiedene Formen von Studien unterschieden (5) (6) (7) (8). Zwei sind hier besonders erwähnenswert.
- Outcome-Studien: Damit wird z.B. die medizinische Wirksamkeit einer Behandlung im täglichen Praxisalltag untersucht. Über die dadurch erfasste Wirksamkeit einer Therpaie wird der tatsächliche Nutzen für den Patienten festgestellt/bestimmt. (im Ergebnis können hier die Erfolge alternativer Behandlungsmethoden (auch der Homöoapthie) besser erfaßt werden)
-
Randomisierte Doppelblindstudien: Damit werden isolierte spezifische Effekte von Behandlungsformen (meist Arzneimittel) untersucht. Die Wirkungen werden unter
"Laborbedingungen" beurteilt, wodurch eher Zusammenhänge von Reaktionen im arzneimittelbezogenen Sinne untersucht und beurteilt werden können. (hier können im Ergebnis z.B. die Wirkung
schulmedizinischer Medikamente besser erfaßt werden)
Zusammenfassend kann man sagen, daß die Wirksamkeit von Behandlungsmethoden in unterschiedlichem Kontext betrachtet werden kann, z.B.
- Praxisalltag - d.h. mit allen Arten von Patienten (ohne eine Vorauswahl, ganz wie in der täglichen Behandlungspraxis üblich)
- kontrollierte Gruppen - d.h. hier werden Patienten gezielt für eine Behandlung ausgewählt (nach z.B. Alter, weitere Erkrankungen, Erkrankungsstadium, Verlauf der Erkrankung, Vorbehandlung, Reaktionsfähigkeit usw.)
Somit entscheidet die Form der durchgeführten Studie in nicht unerheblichem Maße darüber, ob das Ergebnis eher positiv oder negativ
ausfällt.
Tatsachen und Studienergebnisse - nicht immer dasselbe
Wo die eine Form der Studie hilft ein korrektes Ergebnis zu bekommen kann eine andere Art der Studie das Ergebnis verschleiern, bzw. verdrehen und natürlich auch andersherum.
Stellen wir uns vor ich würde gerne die tatsächliche Höhe der Abgaswerte eines Fahrzeuges feststellen wollen.
Nun könnte man eine Studie unter Laborbedinungen durchführen in welcher man unterschiedlichste Modifikationen am Fahrzeug vornimmt, damit die Abgaswerte deutlich geringer ausfallen, z.B. Spiegel einklappen, Reifen ohne Profil aufziehen, max. Höchstgeschwindigkeit, Gewicht minimieren. Dagegen könnte aber auch eine andere Art von Studie durchgeführt werden, welche die Abgaswerte des Fahrzeuges im realen Betrieb auf der Straße erfassen würde ohne das vorher Veränderungen z.B. am Fahrzeug vorgenommen werden.
Somit gäbe es für die Bestimmung der Abgaswerte die Möglichkeit zwei Arten von Studien durchzuführen. Nur eine davon ist die passende, um den tatsächlichen Abgaswert im Straßenverkehr korrekt zu erfassen.
Warum würde man sich nun für die erste Form der "Studie" unter Laborbedinungen entscheiden? Kann somit die Form der angewendeten Studie einen Einfluß darauf haben ob das Ergebnis positiv oder negativ ausfällt? Und genauso wichtig ist die Frage wer letztendlich entscheidet, welche der beiden Studien als die passende Studie für diese Fragestellung herangezogen und der Öffentlichkeit als die einzig richtige präsentiert wird.
Dies zeigt wie wichtig es ist, welche Form von Studie für welche Art von Fragestellung angewendet wird. Gerade deshalb muß zur Beurteilung der Wirkung einer homöopathischen Behandlung eine dafür geeignete Studie (z.B. Outcome-Studie) angewendet werden. Nur so lässt sich der tatsächliche Nutzen feststellen und nachweisen.
(1) F.A.Popp and L.Beloussov (eds.): Integrative Biophysics: Biophotonics, Kluwer
Academic Publishers, Dordrecht-Boston-London 2003
(2) Dr. Lenger K: Homeopathic potencies identified by a new magnetic resonance method. Homeopathy – An Energetic Medicine. Subtle Energies & Energy Medicine 2006, 15 (3) pp 225-244
(3) Dr. Karin Lenger: "Homeopathic Potencies identified by a new Magnetic Resonance Method" (www.issseem.org Artikel unter Journal, Vol. 15, No 3)
(4) Van Wijk R, Wiegant F: Postconditioning Hormesis and the Homeopathic Similia Principle: Molecular Aspects. Biological Effects of Low Level Exposures Newsletter: 2010; 16:45-50
(5) Prof. Dr. med. Stefan N. Willich, Randomisierte kontrollierte Studien: Pragmatische Ansätze erforderlich, Dtsch Ärztebl 2006; 103(39): A-2524 / B-2185 / C-2107
(6) Dr. Jens Behnke, Studien kurz und knapp, Chronisch Kranke profitieren von Homöopathie, www.carsten-stiftung.de, 17.02.2017
(7) Walach, H.; Falkenberg, T.; Fönnebö, V.; Lewith, G.; Jonas, W.B.: Circular instead of hierarchical: methodological principles for the evaluation of complex interventions. BMC Med Res Methodol 2006; 6: (1-9).
(8) Kurzfassung: Forschung zur Homöopathie, https://www.vkhd.de/startseite-mobil/forschung/168-kurzfassung-die-forschung-zur-homoeopathie
Zugriff auf diese Studien am 18.03.17
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