Homöopathie -  ein Kügelchen in der Scheibenwelt ?

Hier möchte ich mit einigen eigenen Gedanken zu dem gerade in der Presse so heiß "diskutierten" Thema Homöopathie helfen evtl. die richtigen Fragen zu stellen, um so das allzu kleine helle Licht im tiefen Dunkel zu erkennen.

 

Nu mal Butter bei die Fische

Seit einigen Jahren wird in der Öffentlichkeit massiv gegen die Homöopahtie Stellung bezogen.

Hierbei ist keine wissenschaftliche Begründung bezüglich der von der Homöopathie ausgehenden Gefahren erkennbar. Wenn tatsächlich belegte Fakten aus Studien oder tatsächlich nachweisbare Vorkommnisse diese auch belegen würden, würde dies die vorderste und meistwiederholte Aussage in solchen Berichten sein.

Stattdessen werden oft vermeintliche kausale Zusammenhänge konstruiert, welche genau betrachet meist gar nichts miteinander zu tun haben. Jedoch lassen solche Verschlagwortungen einen Bericht, welcher inhaltlich eher mager bis sich im Kreis drehend dargestellt ist, auf sich aufmerksam machen.

Tatsächlich sagt die Art der Präsentation eines Berichtes ebenfalls genug über die dahinterstehenden "wissenschaftlichen Fakten". Denn wenn von dem einen zu wenig bis gar nichts vorhanden ist muß vom anderen im Verhältnis mehr eingefügt werden. Nehmen scharfe moralische Vorwürfe und Anschuldigungen zu, welche für viele Leser und Zuhörer manchmal etwas befremdlich anmuten dürften, fehlen meist auf der anderen Seite handfeste und stichhaltige Fakten.

Was bedeutet denn eigentlich wissenschaftlich nachgewiesen?

Sicher ist, daß wir ein starkes Bedürfnis haben alles zu verstehen und zu erklären. Leider haben wir aber oft genug nicht die Methoden oder das Verständnis tatsächlich bestehende Naturphänomene wissenschaftlich exakt zu erklären. Gerade in diesen Bereichen werden deshalb in der Wissenschaft Erklärungs-modelle eingesetzt. Aber Erklärungsmodelle sind eben nicht 100% belegte Erkenntnisse sondern eher auf der Erfahrung beruhende und sich sehr oft (aber deshalb noch nicht immer) bestätigende Erklärungen.

Nehmen wir z.B. die Schwerkraft. Jeder kennt sie, jeder erlebt sie tagtäglich. Viele Gelehrte und Wissenschaftler forschten schon an der Schwerkraft. Man kann sie mathematisch berechnen und auch über Erklärungsmodelle die vermutlich zugrunde liegenden Mechanismen, welche die Schwerkraft erzeugen, "erklären". Jedoch sind dies immer nur Erklärungsmodelle und stellen bis heute kein 100 % sicheres Wissen dar, wie genau die Schwerkraft entsteht. Vor allem gibt es verschiedene Erklärungsmodelle über die Entstehung der Schwerkraft, da sich Wissenschaftler nicht ganz einig über das zugrunde liegende Phänomen sind.

 

Diese Erklärungsmodelle treffen wir auch in der Chemie an. Vielen ist nicht klar, daß das in den Schulen gelehrte Theoriemodell für den Aufbau von Atomen (Bohrsche Schalenmodell) von Chemikern eigentlich nicht verwendet wird, da es nicht in der Lage ist alle Reaktionen, bzw. den tatsächlichen Aufbau eines Atoms, zu erklären. Das eigentlich verwendete Atommodell ist das Orbitalmodell (1). Dieses ist deutlich komplexer und deutlich interessanter. Ein interessantes Detail an diesem Orbitalmodell ist, daß angenommen wird, daß die Elektronen nicht in Bahnen um den Atomkern kreisen, sondern sich lediglich in einem Raum um den Atomkern befinden (wobei diese dort nicht nachweisbar sind!). Damit es noch spannender wird gibt es eine weitere Annahme, nämlich, daß es sich bei den Elektronen evtl. nicht um Masseteilchen sondern eigentlich um Energiewellen handelt (Wellenfunktion (2)). Das ist doch mal richtig spannend, wenn man bedenkt, daß in der Homöopathie davon ausgegangen wird, daß homöopathische Arzneimittel mittels Energie (und nicht mittels Teilchen) wirken. Es geht aber noch weiter. Die Wellengleichungen nach Schrödinger reichen jedoch wieder nicht aus um alles zu erklären. Deshalb wird bei schnellen Teilchen stattdessen mit der Quantenelektronendynamik gerechnet.

Durch diese Beispiele ist gut zu erkennen, daß für Berechnungen Erklärungsmodelle herangezogen werden, da man tatsächlich nicht 100% sicher weiß, wie genau ein Atom im Einzelnen aufgebaut ist. Mit diesen Erklärungsmodellen kann gearbeitet und viel erklärt werden, aber trotzdem bleiben es nur Erklärungsmodelle!

 

Dadurch wird schnell klar, daß der Begriff "wissenschaftlich nachgewiesen" von sehr unterschiedlichen Blickwinkeln aus betrachtet und beurteilt werden kann.

 

Deshalb ist es in der Wissenschaft nicht unbedingt überraschend, daß viele "Tatsachen" mit den bisherigen möglichen Untersuchungs- und Meßverfahren noch nicht eindeutig bewiesen werden können und man sich vorerst mit Erklärungsmodellen begnügen muß. Trotzdem würde keiner auf die Idee kommen diese "Tatsachen" gänzlich zu bestreiten, da man diese meist tagtäglich erleben kann. Vielmehr wird dann genau daran geforscht diese Phänomene besser verstehen und vielleicht sogar eines Tages genau erklären zu können.

 

Seit über 200 Jahren wird die Homöopathie zur Behandlung von Menschen, Tieren und zwischenzeitlich sogar Pflanzen angewendet. Somit leben wir seit 200 Jahren in einer Welt in der viele Kranke - somit viele Generationen an Patienten - sich zur Behandlung ihrer Krankheit in homöopathische Therapie begaben. Und dies obwohl man bis heute den genauen Wirkmechanismus der Homöopathie schuldig bleibt. Aber vielleicht sagt genau dieses Vertrauen auch etwas über die Wirksamkeit oder Nichtwirksamkeit der Homöopathie aus?

Auch Isaac Newton beobachtete und berechnete mathematisch die Schwerkraft. Jeder weiß darum und kann diese tagtäglich erleben. Jedoch blieb die wissenschaftliche Entdeckung für den dahinterliegenden erzeugenden Mechanismus bis heute aus. Trotzdem leben wir in einer Welt voller Schwerkraft - einfach unglaublich.

Fakten und wissenschaftliche Beweise

Jede Entdeckung, jede gedankliche Weiterentwicklung, jede Erkentniss begann in einer Beobachtung. Nicht wir erschaffen die Natur und ihre Phänomene. Nein, wir beobachten, zumindest einige wenige von uns, mit wachen Augen, scharfem Verstand und können so glasklare Verbindungen herstellen. Dies ist Wissenschaft. Erst beobachten, d.h. die Feststellung, daß etwas Neues erkannt wurde. Danach die Überlegung was genau dahintersteckt und zum SCHLUß, wenn man die Möglichkeit hat, die Berechnung und mit noch mehr Glück die Erklärung. Und oft genug haben wir bislang nicht die Möglichkeit bis zum Schluß zu gehen. Ob Schwerkraft oder das Atom, nicht alles ist uns bislang möglich restlos zu erklären. 

 

Nun hat Samuel Hahnemann uns seine Beobachtung und seine Möglichkeit der Anwendung seiner Beobachtung gegeben. Leider noch keine Erklärung und leider ist uns auch die Wissenschaft noch nicht hilfreich genug gewesen diese zu liefern. Aber die Beobachtung um die Wirkung, das Erleben vieler Patienten, dies ist was wir haben und weitergeben können. Wenn da nicht versucht würde Beobachtungen mit Erklärungsmodellen zu betrachten, welche dafür nicht geeignet sind.


(1) Das Orbitalmodell, http://netchemie.de/lexikon/Das+Orbitalmodell.html

(2) Wellenfunktionen, http://www.quantenwelt.de/quantenmechanik/wellenfunktion/

 

Zugriff auf die Quellen am 25.03.17


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